leben mit kindern
Familienkolumne also. Die maximale Herausforderung. Es kann viel schiefgehen, und dafür gibt es verdammt viele Gründe. Wer sich mit Familie vorrangig als selbstverursachter Kleinfamilie beschäftigt, hat schon mal das Problem, dass es mit dem kritischen Potenzial happig wird. Schließlich hat man sich schon eine angeschafft, fertig, bestimmte Fragen stellen sich nicht mehr. Oder: so manche blamable Geschichte, die man lieber hinter politisch ambitionierter Elternschaft, selbstverständlich gendersensibel und restlos antiautoritär, verstecken würde – was die Kolumne allerdings ad absurdum führen würde.
Die Geschichten von den Auszuckern also, auf der Straße, als man brüllend mit schweren Taschen bepackt auch noch das tobende Kind unter den Arm klemmt, weil man keine Sekunde länger warten will, bis dessen Aufmerksamkeit sich halbwegs fokussiert auf den Heimweg richtet. Immer wieder hält es mir – es ist die letzte mögliche autonome Handlung, die dem Kind bleibt – den Schal vors Gesicht. Mit jeder Sichtunterbrechung auf dem steinigen Weg heim kommt dieser Erinnerungsfetzen, als man pikiert über Eltern den Kopf schüttelte, die sich doch tatsächlich eine Kinderleine zulegen, mit der man selbst in seiner Fantasie gerade zur Kasse geht. All das lässt eine bei der LeserInnenschaft ebenso wenig gut dastehen wie beim Nachwuchs, der später vielleicht mal nachliest.
Hinzukommt: Menschen mit Kindern haben sowieso den Freibrief, über ihr Zeug zu reden, überall sehen wir deren, unseren, Lebensentwurf – den von weißen Heteropaaren jedenfalls. Manchmal setzt sich auch noch Sebastian Kurz dazu und schenkt O-Saft nach, wie das ÖVP-Plakat an der Bushaltestelle zeigt. Nach so etwas kann man sich kaum mehr zu dritt an den Frühstückstisch setzen, ohne dass dieses sonnendurchflutete Szenario im Kopf auftaucht. Vor allem, wenn man selbst von diesem fett mit Boni versorgten Familienbild profitiert. Andererseits: Das Kinderhaben sollten wir nicht den Rechten überlassen, hörte ich einen Bekannten mal sagen. Das Erzählen davon, wie es ist, dann wohl auch nicht. Na dann. Familienkolumne halt.
Beate Hausbichler schreibt von nun an und bis auf Weiteres die Familienkolumne heimspiel. Sie ist Redakteurin bei „dieSTANDARD“.